Wir brauchen eine Ernährungsrevolution!
Wir brauchen eine Ernährungsrevolution!

Wir brauchen eine Ernährungsrevolution!

Die Weltbevölkerung wächst unaufhaltsam und wird bis 2050 voraussichtlich auf 10 Milliarden Menschen anwachsen. Doch unser derzeitiges Ernährungssystem ist nicht nachhaltig: 40 % der globalen Landfläche werden landwirtschaftlich genutzt, die Landwirtschaft verursacht rund 30 % aller Treibhausgasemissionen und ist für 70 % des weltweiten Süßwasserverbrauchs verantwortlich. Gleichzeitig leiden weltweit 735 Millionen Menschen an Hunger und 2 Milliarden Menschen sind übergewichtig.

Diese Widersprüche zeigen: Unser globales Ernährungssystem ist ineffizient und ungerecht. Wir brauchen dringend eine Ernährungsweise, die unsere Gesundheit und die Umwelt schützt. Genau an diesem Punkt setzt die Planetary Health Diet an.

„Die Ernährung ist der stärkste Hebel zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit und der ökologischen Nachhaltigkeit auf der Erde.“ (Prof. Dr. Walter Willett)

Was ist die Planetary Health Diet?

Die Planetary Health Diet wurde 2019 von der EAT-Lancet-Kommission entwickelt, einem internationalen Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Walter Willett und Prof. Johan Rockström. Ihr Ziel: eine Ernährungsweise zu definieren, die sowohl die menschliche Gesundheit fördert als auch die planetarischen Grenzen respektiert.

Die perfekte Zusammensetzung unserer täglichen Ernährung laut der Planetary Health Diet (Quelle: verbraucherzentrale-bayern.de)

Die Grundsätze der Planetary Health Diet sind:

  • Eine überwiegend pflanzliche Ernährung.
  • Eine drastische Reduktion von Fleisch und Zucker.
  • Ein hoher Anteil an vollwertigen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten.
  • Mäßiger Verzehr von Fisch, Geflügel und Milchprodukten.
  • Minimierung von Lebensmittelabfällen.

Die Planetary Health Diet im Detail

Laut der EAT-Lancet-Empfehlung besteht die Ernährung idealerweise aus folgenden Tagesrationen (bezogen auf einen Bedarf von 2.500 kcal pro Tag):

  • Vollkornprodukte: 232 g (z. B. Hafer, Reis, Brot, Nudeln)
  • Gemüse: 300 g (z. B. Blattsalate, Karotten, Tomaten)
  • Obst: 200 g
  • Hülsenfrüchte: 75 g (z. B. Linsen, Bohnen, Kichererbsen)
  • Nüsse: 50 g
  • Milchprodukte: 250 g (z. B. Joghurt, Käse)
  • Fleisch: maximal 14 g rotes Fleisch, 29 g Geflügel
  • Fisch: 28 g
  • Eier: 13 g
  • Zucker: maximal 31 g
  • Pflanzliche Öle: 50 g (z. B. Oliven- oder Rapsöl)

Wichtig ist, dass diese Werte keine starren Vorgaben sind. Sie dienen als Richtwerte, die je nach Kultur und regionaler Verfügbarkeit angepasst werden können.

Warum ist eine solche globale Ernährungsrichtlinie wichtig?

  1. Sie ist gesundheitsfördernd: Die Diät reduziert das Risiko ernährungsbedingter Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Schätzungen zufolge könnten durch die weltweite Einführung der Planetarischen Gesundheitsdiät jährlich rund 11 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindert werden.
  2. Weil sie die Umwelt schützt und Ressourcen schont: Eine Reduzierung des Fleisch- und Milchkonsums würde den Flächenverbrauch und die Treibhausgasemissionen drastisch senken. Die Landwirtschaft ist derzeit der größte Verursacher von Entwaldung und Biodiversitätsverlust. Ein nachhaltigerer Konsum könnte diese Trends umkehren.
  3. Es geht dabei auch um soziale Gerechtigkeit: Eine gerechtere Verteilung von Nahrungsmitteln könnte das weltweite Hungerproblem lindern. Derzeit wird fast die Hälfte des weltweit angebauten Getreides nicht für den menschlichen Verzehr, sondern als Tierfutter oder für Biokraftstoffe verwendet.

Die Umsetzung der Planetary Health Diet erfordert auf industrieller Ebene tiefgreifende Anpassungen in der Lebensmittelproduktion. Ein zentraler Aspekt ist die vermehrte Produktion von nährstoffreichen, pflanzlichen Lebensmitteln und die Ausweitung des Anbaus von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Gleichzeitig muss die Produktion von rotem Fleisch, verarbeiteten Fleischprodukten und Milchprodukten reduziert werden, um die Umweltbelastungen zu minimieren. Denn unsere planetarischen Grenzen machen deutlich, dass wir so nicht weitermachen können.

Der aktuelle Stand der neun Systeme und Prozesse mit Planetaren Grenzen. Daten aus dem Planetary Health Check 2024. Quelle: pik-potsdam.de

Ein nachhaltiger Anbau ist unerlässlich: Methoden zur Reduzierung des Wasserverbrauchs und der Schadstoffbelastung müssen umgesetzt, der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln verringert und die biologische Vielfalt geschützt werden. Außerdem muss die Ressourceneffizienz in der gesamten Produktionskette verbessert werden. Dazu gehören Strategien zur Halbierung von Lebensmittelabfällen und die Optimierung von Produktionsprozessen zur Minimierung von Verlusten.

Auch Produktinnovationen spielen eine entscheidende Rolle: Es müssen neue Lebensmittel entwickelt werden, die den Prinzipien der Planetary Health Diet entsprechen – zum Beispiel pflanzliche Eiweißquellen als Alternative zu tierischen Produkten oder der Ersatz von Weißmehl durch Vollkornvarianten. Ergänzend dazu sollten klare Kennzeichnungen wie Klima-Labels eingeführt werden, um Verbraucher:innen eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen.

Schließlich müssen die Lieferketten angepasst werden, indem regionale und saisonale Produktion gefördert und nachhaltige Quellen für pflanzliche Proteine erschlossen werden. Damit diese tiefgreifenden Veränderungen erfolgreich umgesetzt werden können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik und Forschung notwendig. Nur so kann das Ernährungssystem zukunftsfähig gestaltet und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.

Wie schaffen wir die Umstellung auf eine bessere Ernährung?

Auf eine nachhaltige Ernährungsweise umzustellen, beginnt mit kleinen, aber bewussten Entscheidungen. Durch die Reduzierung des Fleischkonsums, den vermehrten Verzehr von pflanzlichen Eiweißen und die Bevorzugung von regionalen, saisonalen und unverarbeiteten Lebensmitteln kann jeder Einzelne einen Beitrag leisten.

Bildung spielt eine entscheidende Rolle. Je mehr wir über die Auswirkungen unserer Ernährung auf Umwelt und Gesundheit wissen, desto leichter fällt es uns, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Politische Maßnahmen und wirtschaftliche Anreize sind ebenfalls notwendig, um eine breite Umstellung auf die Planetary Health Diet zu ermöglichen. Letztlich liegt es aber an uns allen, den ersten Schritt zu tun und unser Ernährungsverhalten aktiv zu verändern.

Im Einklang mit People & Planet

Die Planetary Health Diet ist mehr als eine Diät – sie ist eine globale Ernährungsstrategie für eine gesündere Zukunft. Sie zeigt auf, wie eine nachhaltige und gesunde Ernährung für alle Menschen möglich ist, ohne den Planeten zu zerstören. Dabei ist sie kein starres Konzept, sondern ein anpassungsfähiger Leitfaden, der an regionale Gegebenheiten und individuelle Bedürfnisse angepasst werden kann. Mit bewussten Ernährungsentscheidungen kann jeder von uns nicht nur seine eigene Gesundheit verbessern, sondern auch einen positiven Beitrag zum Erhalt unseres Planeten leisten. Denn unser Ernährungssystem steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Bis 2050 müssen 10 Milliarden Menschen gesund und nachhaltig ernährt werden, ohne die planetaren Grenzen zu überschreiten.


Titelfoto von Anna Pelzer auf Unsplash